Innovationsworkshop des Partizipationsprojekts am 14.11.21

Das Partizipationsprojekt startete im Januar 2020 mit einer Leitungsgruppe aus Jugendlichen der verschiedenen Gemeinden im Kirchenkreis Altenkirchen. Ziel des Projekts ist es ein Angebot für Jugendliche zu machen, um Begegnungen zu schaffen und das Thema Glauben nochmal anders zu vermitteln.  So arbeitete das Leitungsteam an einer Website, einem Logo und erarbeitete eine Online-Umfrage, um herauszufinden, was Jugendliche anspricht und wie sie über die Kirche heute denken.

Um in dem Projektprozess nun konkreter zu werden, trafen sich das Leitungsteam und einige Gäste am 14.11.21 zu einem Ideenfindungsworkshop, angeleitet durch Herrn Böhringer, der uns durch die Y7-Methode leitete. Die Y7-Methode sollte helfen kreatives Denken anzuregen und „out of the Box“ zu denken. Zum Einstieg zeigte uns Herrn Böhringer eine Pappschachtel und fragte uns: „Was ist diese Box?“. Nach ein paar Versuchen und einigem Zögern sagte einer der Teilnehmer „Das ist, wie wir denken.“. Der Karton sollte veranschaulichen, dass wir alle versuchen innerhalb der Box Kreativität zu leben; nämlich in einem festen Rahmen mit wenig Platz. Nun ließ Herr Böhringer die Schachtel fallen, sprang drauf und sagte „So sollten wir denken, ohne Box“.

Wir starteten mit einigen Übungen, um unser Gefühl innerhalb der Gruppe zu arbeiten neu zu finden.  Anschließend wandten wir uns den Qualitäten zu, die wir für das Projekt wichtig finden. Bisher standen Glaube und Gemeinschaft im Fokus. Aber nachdem sich jeder drei Karten mit unterschiedlichen Qualitäten suchte, wurde schnell klar, dass noch viele Begriffe neben dem großen Thema Glauben Platz fanden. Zum Beispiel Flexibilität, Harmonie, Mut, Freude Fürsorge, Unbekanntes, Humor, Leichtigkeit und vieles mehr.

Nach ausführlichen Recherchen zu bestehenden Projekten im Inn- und Ausland, ging es mit der wichtigsten Phase weiter, der Ideenfindung.

Dazu sammelten wir viele verrückte Ideen, Ideen zur Kommunikation, zum Informieren, Ideen zum Anpacken und Mitmachen und auch Ideen unter dem Aspekt der Ethik. Diese Aspekte bekamen verschiedene Farben und wir sammelten die vielfältigen Ideen auf Plakaten. Einige dieser Ideen waren: Escape Room WW, eine Mobile Sauna, Rollschuhbahn WW, Seilparcours über die Kirchendächer, Jugendeiswagen, Jugendkino für Fahrräder, Erlebnismuseum, Krimidinner in den Dörfern, Food sharing Events, Jahrmärkte in den Dörfern und viele weitere…

 Nachdem alle vorgestellt wurden, riefen wir uns wieder unsere Qualitäten ins Bewusstsein, nach denen wir ein Projekt erschaffen wollen. Jetzt stand die finale Abstimmung statt. Wir stellten uns viele Fragen und wägten alles ab. Schafft die Idee neue Begegnungen im Rahmen des Glaubens? Können wir so Gemeinschaft leben? Passt es auch in unsere ländliche Umgebung?… Nachdem jeder drei Stimmen vergeben hatte, fanden wir nun unseren finalen Sieger; die Idee des Mobilen Jugendtreffs.

In dieser Idee fanden letztendlich alle Jugendlichen ihre Wünsche wieder und sahen die Möglichkeit ihre Interessen individuell ausleben zu können. Manchen wollten etwas mit Kochen machen, andere etwas mit Lagerfeuern oder mehr zum Thema Glauben anbieten. Und so fanden wir die eine Idee, die alles möglich machen könnte.

Hoch motiviert und voller Ideen zur Umsetzung legten wir das nächste Treffen fest und verabschiedeten uns bei einem gemeinsamen Abendessen.

Partizipationsprojekt Altenkirchen mit Teambuilding Tag

Das Leitungsteam hat als gruppendynamische Aktion einen Tag im Kletterwand in Bad Marienberg verbracht.

Jugend mischt mit: Jugendzentrum auf vier Rädern

Text: Andreas Attinger

Bilder: Kirchenkreis Kleve

Jugend mischt mit (4): Jugendlichen mehr Teilhabe in der Kirche zu ermöglichen – das ist das Ziel von vier Modellprojekten der Evangelischen Kirche im Rheinland. In unserer Serie „Jugend mischt mit“ stellen wir sie vor. Im vierten und letzten Teil blicken wir in den Kirchenkreis Kleve. Dort soll ein „fahrendes Jugendzentrum“ samt professioneller Technik neue Möglichkeiten der Jugendarbeit schaffen und die Kirchengemeinden vernetzen.

„Als die Landeskirche 2019 angekündigt hat, die Modellprojekte auszuschreiben, haben sich Jugendmitarbeitende in unserem Kirchenkreis ausgetauscht“, erinnert sich Tristan Hartmann an den Ursprung des Klever Modellprojekts. Dabei habe eine Jugendleiterin von ihren Plänen berichtet, sich privat einen Campingwagen anzuschaffen. „Da kam die Idee auf, ein Wohnmobil anzuschaffen, mit dem wir mobile Jugendarbeit vor Ort anbieten können‘“, berichtet der Presbyter und ehrenamtliche Jugendmitarbeiter aus der Kirchengemeinde Kevelaer . Eine Idee, die der Struktur des Kirchenkreises Kleve  zu Gute kommt. „Die Wege sind weit und nicht jede Gemeinde hat eine Jugendleiterin oder einen Jugendleiter.“

Workshops, Ausflüge, Events und Gottesdienste

Und so schafft sich der Kirchenkreis im Zuge des Projekts ein Wohnmobil an – mit dem Ziel, jungen Menschen damit neue Formen der Teilhabe zu ermöglichen. Künftig soll es für Events, Gottesdienste, Workshops oder Ausflüge genutzt werden können. „Außerdem soll das Projekt zu einer besseren Vernetzung der Gemeinden beitragen“, sagt Benjamin Wefers, Jugendleiter der Evangelischen Kirchengemeinde Xanten . Zusammen mit Hartmann ist er Teil der sechsköpfigen Planungsgruppe, die den Hut des Projekts aufhat.

Beim Anstrich haben die Jugendlichen selbst Hand angelegt.

Podcast-Produktion im Wohnmobil

„Wir sind für alles Organisatorische zuständig“, berichtet Wefers. Bedeutet: Das Team übernimmt die Koordination, kümmert sich etwa um den TÜV und Reparaturen des Wohnmobils. „Die Jugendlichen wiederum führen die Aktionen aus“, erklärt Hartmann. Enge Vorgaben würden dabei bewusst keine gemacht. Zudem soll das „fahrende Jugendzentrum“ im Sommer mit der notwendigen Technik ausgestattet werden, um Podcasts und Videoblogs produzieren zu können. „Damit wollen wir die Medienkompetenz der Jugendlichen fördern“, sagt Hartmann. Nicht zuletzt soll das Wohnmobil zu einer Art mobilen Öffentlichkeitsarbeit werden. „Man merkt schon jetzt, dass die Leute schauen, wenn man damit unterwegs ist“, fügt der 22-Jährige an.

Graffiti-Künstler hilft bei Gestaltung des Wohnmobils

Dass das Wohnmobil Aufmerksamkeit erregt, ist kein Wunder: Außen stehen die Schriftzüge „Jesus“ und „Youthwork“. Zu sehen sind auf dem blau und rosa gestalteten Fahrzeug zudem ein Pfarrer und eine Pfarrerin. Den Jugendlichen ist es laut dem Team wichtig gewesen, dass Kirche erkennbar ist und nicht der Eindruck entsteht, es handelt sich um ein städtisches Angebot. Gestaltet wurde das Wohnmobil zusammen mit dem Graffitikünstler Marcel Veneman. Er habe mit den Jugendlichen Skizzen angefertigt und sie in die Welt des Sprayens eingeführt. „Veneman arbeitet unter dem Künstlernamen Sprühliebe regelmäßig mit Kindern und Jugendlichen zusammen“, weiß Tristan. Einen Einblick in dessen Arbeit liefert der Instagram-Kanal @spruehliebe . „An zwei Workshop-Tagen haben die Jugendlichen mit ihm das Fahrzeug abgeklebt und innen wie außen besprüht und gestrichen“, ergänzt Wefers. Auf Grund der Corona-Beschränkungen habe jede Gemeinde nur fünf Jugendliche mitbringen dürfen. „Das war natürlich etwas schade.“

Für den Anstrich sind Teile der Inneneinrichtung ausgebaut worden.

Fahrzeug wird zu Escape Room

Ohnehin hat die Corona-Pandemie das Projekt wortwörtlich ausgebremst. Weil es vor allem auf Präsenzangebote abzielt, war ein Umzug in die virtuelle Welt schwierig. „Die Euphorie war am Anfang riesig. Das erste Jahr ging gut voran, viele Jugendliche haben sich aktiv beteiligt, Ideen eingebracht“, blickt Wefers dennoch zufrieden zurück. Nun hofft er, dass das Projekt parallel zu den Corona-Lockerungen wieder Fahrt aufnimmt. Erste Aktionen stehen bereits in den Startlöchern. Im Juli wird das Wohnmobil beispielsweise von den Gemeinden Xanten  (für Zehn- bis 14-Jährige sowie für ab 14-Jährige) und Sonsbeck  (ab 14 Jahren) zu einem Escape Room umfunktioniert.

Im Juli wird das Wohnmobil zum Escape Room.

„Wollen das eingestaubte Image widerlegen“

Dieses Angebot steht sinnbildlich für eines der Kernziele des Projekts: „Wir möchten kirchenfernen Jugendlichen zeigen, dass Kirche mehr ist als der sonntägliche Gottesdienst“, sagt Wefers. Entscheidend sei es, sich an ihre Lebenswelt anzupassen. „Das machen wir eigentlich auch schon häufig. Aber ich habe das Gefühl, dass viele das Vorurteil haben, bei uns vor allem auf alte, verkrustete Strukturen zu treffen“, berichtet der 26-Jährige. Dem stimmt Hartmann zu: „Dieses eingestaubte Image wollen wir widerlegen.“

Jugendliche sollen Lenkrad übernehmen

Auch deshalb sollen die Jugendlichen das Lenkrad des Projekts übernehmen. Dabei sei es wichtig, dass sie das Wohnmobil als ihr „Jugendheim auf vier Rädern“ wahrnehmen. „Sie können es dort hinfahren, wo sie es haben wollen, und selbst entscheiden, wie und wofür sie es nutzen wollen“, betont Hartmann. Die Jugendlichen sollen sich hier austoben können – mit neuen Möglichkeiten und ortsunabhängig. „Damit wollen wir auch aus unserer kirchlichen Blase herauskommen, beispielweise durch Beteiligung an Veranstaltungen wie Stadt- oder Schulfesten. Wir wollen überall dort sein, wo Kirche sich beteiligen kann“, gibt Hartmann die Fahrtrichtung vor.

Neben einer Pfarrerin prangert auch ein Pfarrer auf dem Wohnmobil.

Jugend mischt sich kräftig ein

Nach Monaten reger Online-Arbeit konnte jetzt endlich das Leitungsteam des Partizipationsprojektes im Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen wieder aktiv zusammenkommen und im direkten Miteinander am Bauwerk „Kirche für uns“ mitschrauben.

Obwohl man sich über Monate nur via Bildschirm sah, ziehen die Jugendlichen (zwischen 14 und 24, die aus vielen Gemeinden des Kirchenkreises – von Almersbach bis Niederfischbach kommen), eine positive Zwischenbilanz: „In dieser Zeit ist dennoch viel passiert!“

Jugendlichen mehr Teilhabe in ihrer Kirche zu ermöglichen – das ist das Ziel von vier Modellprojekten der Evangelischen Kirche im Rheinland bei diesem Partizipationsprojekt. Entstanden ist das Projekt nach der Jugendsynode 2019 und der Kirchenkreis Altenkirchen ist eine der vier Projektstandorte in der Landeskirche.

Junge Menschen gestalten die Zukunft ihrer Kirche in der Region

Grundgedanke des Partizipationsprojektes ist, dass sich eine Leitungsgruppe Jugendlicher bildet, die eigenverantwortlich den Partizipationsprozess leitet. In diesem jungen Team laufen die Planungen der Aktionen und alle Fäden zusammen.

Dazu gehört auch, dass sich die Jugendlichen insbesondere auch in unserem ländlichen Raum Gedanken machen, wie sie zum Austausch zusammenkommen (z.B. e-Partizipation, Videokonferenzen etc.). Eine besondere Herausforderung in der allgemeinen Jugendarbeit, aber in Pandemie-Zeiten noch wichtiger.

Zum ersten Mal wieder in Präsenz zusammen

Nach langen Monaten des Miteinanders auf elektronischem Weg freuten sich die hiesigen Jugendlichen, dass sie in diesen Sommertagen zum ersten Mal wieder „richtig“ zusammenhocken konnten.
In Altenkirchen war es möglich und so konnte im direkten Gegenüber diskutiert werden, welche Ziele das Team in Zukunft verfolgen will. Das Erreichte – u.a. in verschiedenen (online-) Workshops erarbeitet – wurde noch einmal in den Blick genommen, ebenso der Online-Austausch mit Vertretern der anderen landeskirchlichen Projekte und dem im Januar neu gewählten Präses der EKiR, Dr. Thorsten Latzel (Bild).

Online gut erreichbar

Gut angelaufen sind die digitalen Begleitungen des Partizipationsprojektes vor Ort.  Seit einigen Wochen kann man ihnen dabei nicht nur auf Instagram folgen, sondern auch über die eigene Homepage nebst eigens gestalteten Logo.

Regelmäßig berichten die jungen Menschen hier von ihren Projekten und Ideen; lassen an den Fortschritten teilhaben. Im Mai nahm ein Teil des Leitungsteams im Live-Format „Katjas Bude“ dabei, das vom Evangelischen Kinder- und Jugendzentrum KOMPA in Altenkirchen auf Instagram veranstaltet wird.

Alle Jugendliche können sich bei Umfrage äußern

Beim „Realtreffen“ überlegten die Jugendlichen nun, welche Ziele das Team in Zukunft verfolgen will. Wichtig ist ihnen aktuell, eine Online-Umfrage, in der Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ihre Wünsche für die Kirche der Zukunft angeben können. Die Umfrage (sie läuft noch bis zum Beginn der Sommerferien unter www.eju-ak.de/umfrage ) „ist komplett anonym, weshalb nicht zu erkennen ist, welche Wünsche jeder einzelne Teilnehmende notiert hat!“ Das ist ihnen wichtig.

Wer gerne auch noch aktiv beim Projekt mitarbeiten möchte, kann sich per Mail  info@eju-ak.de  oder via Instagram @eju.ak beim Leitungsteam melden. Die Freude über weitere Mitstreiter:innen wäre groß!

„Es hat sich schon etwas bewegt“

Für die Jugendlichen hat sich in den Anfängen ihrer Zusammenarbeit– trotz coronabedingter Schwierigkeiten- schon einiges bewegt. „Vor dem Projekt hatte ich das Gefühl, dass wir immer über dieselben Themen reden. Jetzt reden wir über all das, was uns auch im Alltag beschäftigt“, hat Simon aus Kirchen die Entwicklung erlebt. „Wir wollen alle auf unserem Weg mitnehmen“, sagt Svenja. Eine enge Zusammenarbeit mit allen 15 Kirchengemeinden sei dabei selbstverständlich. „Das Tolle ist, dass uns beim Thema Partizipation kaum Grenzen gesetzt sind“, sieht sie viel Raum für Kreativität Welche Ideen das Team letztlich umsetzt, darüber können sich Interessierte seit Kurzem auch auf www.jugendstyle-ekir.de  informieren, der gemeinsamen Homepage der vier Modellprojekte.

MeinGemeindeZentrum

Die Open Source Plattform Mattermost bietet eine sichere Möglichkeit, digitale Jugendzentren und Gemeindezentren zu führen. Diese Plattform wurde partizipativ erstellt, programmiert und wird von einem ehrenamtlichen Adminteam geleitet. Aktuell befindet sich das Projekt in der Startphase. Nun können sich Personen aus dem Kirchenkreis Gladbach-Neuss anmelden und MeinGemeindeZentrum kennenlernen.

Katjas Bude vom 14.Mai.21

Josia Gibhardt @josia_gibhardt und Sebastian Morgenschweis @zweihundert12 vom Partizipationsprojekt der Ev. Jugend im Kirchenkreis Altenkirchen @eju.ak im Interview

https://www.instagram.com/tv/CO3RS5blQ94/?igshid=kl5z8v1wir5y

Jugend mischt mit: Was bedeutet Partizipation eigentlich?

Text: Andreas Attinger

Jugend mischt mit (3): Jugendlichen mehr Teilhabe in der Kirche zu ermöglichen – das ist das Ziel von vier Modellprojekten der Evangelischen Kirche im Rheinland. In unserer Serie „Jugend mischt mit“ stellen wir sie vor. Im dritten Teil blicken wir in den Kirchenkreis Jülich. Dort soll mit einer On-Off-Jugendkirche Partizipation komplett neu gedacht werden. Die Verantwortlichen sind sich einig, worauf es dabei ankommt. 

„Nach dem Beschluss der Jugendsynode zu den Modellprojekten war für uns schnell klar: Wir wollen helfen, Partizipation neu- und weiterzudenken“, erzählt Dirk Riechert, Leiter des Jugendreferats des Kirchenkreises . Dank der landeskirchlichen Förderung sowie einem Zuschuss des Kirchenkreises habe man die Sozialpädagogin Laura Offermanns in Vollzeit einstellen können. Ihre Aufgabe: Mit Jugendlichen eine On-Off-Jugendkirche nach deren Vorstellungen aufbauen.

Jugendliche werden regelmäßig befragt

Damit das gelingt, legt Offermans Wert darauf, sie immer wieder nach ihren Wünschen und Bedürfnissen, nach ihren Hobbys und Lebensräumen zu fragen. Ihre Erfahrung dabei: Es herrscht durchaus Skepsis, mal ganz anders als gewohnt zu denken. „Aber das ist klar. Wer immer nur Kartoffeln gegessen hat, weiß ja auch nicht, wie Nudeln schmecken.“ Und manche Jugendliche seien es nicht gewohnt, gefragt zu werden. „Hier gilt es, immer wieder zu bestärken und eine persönliche Beziehung aufzubauen.“

Die Interessen der Jugendlichen stehen im Mittelpunkt des Projekts.

Wunsch nach mehr Bezug zur Lebenswirklichkeit

Dennoch hat Offermanns schon einiges erfahren: Kirchenferne Jugendliche halten die Kirche für deutlich versteifter als kirchennahe. Einig sind sich alle, dass lange Predigten ganz und gar nicht jugendkonform sind. „Sie wünschen sich mehr direkten Bezug zur ihrer Lebenswirklichkeit.“ Zudem hätten Jugendliche wenig zu sagen. Der einheitliche Tenor: Es muss sich etwas ändern. „Sie tun sich aber noch schwer zu sagen, was genau.“

„Wir müssen da sein, wo Jugendliche sind“

Umgesetzt werden die Ideen und Projekte als Teil einer On-Off-Jugendkirche, in der sich laut Offermanns die digitale und analoge Welt ergänzen. „Entscheidend ist, dass wir da anzutreffen sind, wo Jugendliche sind. Und das ist heutzutage vor allem auch der digitale Raum.“ Als Beispiele nennt sie Soziale Medien wie Instagram  oder den Messenger WhatsApp. Gleichzeitig bleibe der analoge Raum wichtig.

Ein Ladenlokal in Erkelenz ist als Kreativort angemietet worden.

Neues Konzept für Konfirmandenunterricht

Die Ideen reichen von (digitalen) Jugendgottesdiensten, gemeindeübergreifenden Freizeiten und Events wie Kinoabenden sowie Kooperationen mit Schulen bis hin zu Online-Angeboten auf einem Discord-Server . „Denkbar sind außerdem hybride Veranstaltungen wie eine live gestreamte Kochshow, an der Jugendliche präsent teilnehmen“, sagt Riechert. Mit solchen Angeboten könnten kirchenferne Jugendliche angesprochen werden. „In Arbeit ist ein neues Konzept für den Konfirmationsunterricht“, berichtet Offermanns. Der wöchentliche Unterricht werde durch ein Konficamp sowie ein paar Samstagseinheiten ersetzt. „Neben dem inhaltlichen Input erfahren sie dort viel Gemeinschaft.“

Ladenlokal als „Keimzelle“

Dem Jugendpartizipationsprojekt liegt eine Art „Campus-Modell“ zugrunde. Bedeutet: Es wurde zwar ein kleines Ladenlokal in Erkelenz unweit einiger Schulen als „Keimzelle“ für Ideen angemietet. Angebote sollen aber an Orten stattfinden, an denen sich Jugendliche sammeln. Damit soll der Tatsache Rechnung getragen werden, dass der Kirchenkreis sehr weitläufig ist.

Die Jugendlichen werden bei allen Angeboten nach ihrer Meinung gefragt.

„Dann werden wir dem Grundthema nicht gerecht“

Nach den Angeboten wird direkt Feedback eingeholt. „Die Kritik greifen wir beim nächsten Mal auf“, sagt Offermanns. Damit solle den Jugendlichen verdeutlicht werden: Eure Meinung zählt. Für Riechert heißt Partizipation zudem, nicht zu viele Vorgaben zu machen. „Wenn wir jetzt eine Palette an Angeboten hätten, die wir den Jugendlichen vorlegen, würden wir dem Grundthema nicht gerecht werden.“ Denn Partizipation bedeute ja gerade, dass Jugendliche aktiv gestalten könnten.

Riecherts Grundsatzfrage

Das führt Riechert zu einer weiteren Grundsatzfrage: Suchen wir junge Leute für unsere Themen oder suchen wir Jugendliche mit ihren Themen? „Im Moment versuchen wir als Kirche noch zu oft, junge Menschen zu finden, die uns helfen, Kirche so zu erhalten, wie sie ist.“ Man brauche aber Menschen, die Kirche anders gestalteten. „Dabei müssen wir es aushalten, dass sie nicht nur in Nuancen, sondern ganz anders werden kann.“

Keine Konkurrenz zur Gemeindearbeit

Das Projekt sei auch keine Konkurrenz zur Gemeindearbeit. Vielmehr sollten Ressourcen gebündelt werden. Entscheidend sei es, den Gemeinden die Angst zu nehmen, Jugendliche dadurch verlieren zu können – und ihnen die Vorteile aufzuzeigen. Beispielsweise sammelten die Jugendlichen Erfahrungen, die sie wiederum in ihrer Gemeinde einbringen könnten. Und es bestehe die Chance auf Synergieeffekte, wie Riechert am Beispiel Jugendgottesdienste zeigt: „Alle treibt die Frage um, wie sie attraktiver werden können. Warum also kein Konzept entwickeln, das gemeindeübergreifend funktioniert?“

„Jugendliche müssen Überzeugungstäter werden“

Erste Fortschritte sind laut Offermanns bereits zu erkennen: „Trotz der Startschwierigkeiten durch Corona konnten wir schon Jugendliche und Mitarbeitende in fast allen Gemeinden erreichen.“ Geht es nach Riechert, soll sich die Projektarbeit nun schnell im Kirchenkreis ausbreiten – und immer wieder weitergesponnen und evaluiert werden. „Wir müssen die Jugendlichen zu Überzeugungstätern machen und die Zukunft der Kirche gemeinschaftlich denken. Dann kann Jugendarbeit ein Vorreiter für Veränderung sein.“

Neuer Wein in neuen Schläuchen

Präses Latzel besucht die Partizipationsprojekte

Am Montag, den 26.4.2021 hat der Präses der Ev. Kirche im Rheinland Thorsten Latzel die Partizipationsprojekte der EKiR in einer Videokonferenz getroffen. Die Vorsitzende der Steuerungsgruppe der Partizipationsprojekte, Fiona Paulus, begrüßte je zwei Vertreter:innen der Projekte sowie Daniel Drewes und Roland Mecklenburg vom Amt für Jugendarbeit.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde präsentieren die Projekte ihre Ansätze und beschreiben die schwierigen Herausforderungen vor die sie die Pandemie in den letzten Monaten gestellt hat. Nahezu alle haben sich gut anpassen können, wofür ihnen auch Präses Latzel seinen „höchsten Respekt“ versichert.

Während der Vorstellung lobt Latzel immer wieder die Kreativität der Projekte und ermutigt noch unkonventioneller zu Denken. „Ich möchte euch anfixen dass es zwar toll ist junge Menschen in unseren Gremien zu haben, aber auch weiter zu denken. Unsere Prozesse sollten noch grundlegender sein und erfragen, was die Themen der jungen Menschen sind und wie wir als Kirche hier helfen können.“

Der Austausch über die Erfahrungen, die die Projekte machen und wie sie weiterarbeiten, soll auch zukünftig immer wieder mit der Kirchenleitung stattfinden.

Fahrendes Jugendzentrum in Kleve – Ein Interview mit Jugendreferent in Kleve Marc Böttcher

Wenn das Jugendzentrum der Kirche zum Beispiel auf dem Land weit weg ist, dann überlegt man es sich doch zwei Mal, ob man sich jetzt dafür ins Auto setzt und eine halbe Stunde fährt. Im Kirchenkreis Kleve muss man das jetzt vielleicht gar nicht mehr, denn das Jugendzentrum kommt zu einem …

https://www.domradio.de/audio/fahrendes-jugendzentrum-kleve-ein-interview-mit-jugendreferent-kleve-marc-boettcher

Text Andreas Attinger, Bild: Jugendreferat Altenkirchen

Jugend mischt mit (2): Jugendlichen mehr Teilhabe in der Kirche zu ermöglichen – das ist das Ziel von vier Modellprojekten der Evangelischen Kirche im Rheinland. In unserer Serie „Jugend mischt mit“ stellen wir sie vor. Im zweiten Teil erklären die Beteiligten aus dem Kirchenkreis Altenkirchen, wie sie es schaffen möchten, Jugendliche stärker in Entscheidungen und Angebote der Kirchengemeinden einzubinden.

Die Vision des Partizipationsprojekts im Kirchenkreis Altenkirchen  ist klar: Mehr Jugendliche für die Kirche begeistern und ihnen eine Stimme geben. Dabei geht das Projekt mit bestem Beispiel voran. Denn federführend verantwortlich ist ein derzeit aus zehn Jugendlichen bestehendes Leitungsteam. Das Team entwickelt geeignete Formen der Partizipation und des Austauschs, die den Erfordernissen des ländlichen Raums und der eingeschränkten Mobilität gerecht werden. Unterstützt wird es von den hauptamtlich Mitarbeitenden des örtlichen Evangelischen Jugendreferats , Carola Paas und Michael Utsch. „Das Projekt soll gelebte Partizipation widerspiegeln“, betont Utsch. Passend dazu macht das Team deutlich: Wir möchten aus unserer Blase heraustreten. Wir möchten zeigen, dass Kirche mehr ist als der sonntägliche Gottesdienst.

„So wie Kirche jetzt ist, gewinnst du schwer Jugendliche dazu“

Mittendrin ist Josia. Für den 15-Jährigen ist klar: „So wie Kirche jetzt ist, mit den gewohnten Formaten, gewinnst du schwer Jugendliche dazu.“ Deshalb möchte er seinen Teil dazu beitragen, Kirche attraktiver zu gestalten. Als simples Beispiel nennt er modernere Lieder im Gottesdienst. Die Chance, etwas zu verändern, hat auch Svenja ergriffen. „Ich glaube, die Kirche macht sich das Leben manchmal selbst etwas schwer, indem sie nicht genügend auf die Jugend eingeht, ihr nicht die passenden Angebote macht“, sagt die 24-Jährige.

Kommunikation zwischen Generationen ist das A und O

Damit sich etwas ändern kann, ist für Presbyterin Svenja eine bessere Kommunikation zwischen den Generationen das A und O. „Ältere Menschen denken manchmal, dass Jugendliche noch zu unerfahren sind. Wir wiederum meckern, dass sie nur die Meinung vertreten: ,Das war schon immer so‘“. Deshalb sei es wichtig, miteinander zu reden. Nur so könnten alle voneinander lernen und profitieren. Josia pflichtet ihr bei. „Im Moment entscheiden häufig die Erwachsenen, was für uns Jugendliche gut ist.“ Gehört und gesehen werden wollen die Jugendlichen aber auch außerhalb der Blase. „Viele meiner Freunde, denen ich etwas von Kirche erzähle, denken nur an Gottesdienste. Es ist wichtig, ihnen zu zeigen, dass es viel mehr gibt“, hebt Simon, Mitglied des Leitungsteams, hervor. Der 19-Jährige sieht viel Potenzial darin, Menschen diese Möglichkeiten nahe zu bringen und ist sich sicher: „Der ein oder andere wird positiv überrascht sein.“

Während eines Workshops haben sich die Jugendlichen mit ihren Erfahrungen im Bereich Jugendbeteiligung auseinandergesetzt.

Das Projekt soll vor allem Begegnung schaffen

Corona hinterlässt aber natürlich auch bei diesem Projekt seine Spuren. So beschäftigt das Team derzeit die Frage, ob überwiegend zweigleisig, coronakonform oder für eine Zeit nach Corona geplant werden sollte. Einige Grundsteine wurden dennoch bereits gelegt. Bei einem Workshop beschäftigten sich die Jugendlichen mit Fragen wie: Wie sieht Kirche in Zukunft aus? Und: Wie kann man sich folgenreich in die kirchliche Arbeit einbringen? Bei einem zweiten, digitalen Workshoptag, tauschten sie sich mit Engagierten aus anderen Bereichen wie Fridays for Future, der Jugendpartei PETO sowie der Evangelischen Jugend im Rheinland  aus. Neben dem wichtigen Input von anderen Engagierten ist dabei deutlich geworden, dass das Projekt vor allem Begegnung schaffen soll – in allen möglichen Formen. Sobald es möglich ist, soll deshalb eine große Kick-Off-Veranstaltung stattfinden. Bis dahin liegt der Fokus weiter auf digitalen Formaten.

Logo mit Herzschlag als Zeichen der Liebe

Treffen finden online per Videokonferenz statt. Darüber hinaus geht Anfang April eine eigene Projekt-Homepage online. Dort und über einen Instagram-Kanal soll von der Projektarbeit berichtet werden. Das Ziel: der evangelischen Jugend im Kirchenkreis ein ganz neues Gesicht geben. Ein Ausdruck davon ist das Projektlogo. „Uns war wichtig, dass es zeigt, worum es geht“, erklärt die 19-jährige Larissa. Zu sehen ist deshalb eine Kirche, der Schriftzug „Feel the church“ – und ein Herzschlag. „Wir verbinden Glaube immer auch mit Liebe, deshalb fanden wir den Herzschlag passend.“

Online-Umfrage unter Jugendlichen geplant

Bewegt hat sich auf jeden Fall schon etwas. „Vor dem Projekt hatte ich das Gefühl, dass wir immer über die selben Themen reden. Jetzt reden wir über all das, was uns auch im Alltag beschäftigt“, sagt Simon. Dabei seien viele Überschneidungen sichtbar geworden. Um diese Bedürfnisse und Themen noch stärker ins Projekt einbinden zu können, ist für April eine Online-Umfrage geplant. Ziel ist es, am Ende auf Antworten von 200 bis 300 Jugendlichen zu ihren Hobbys, Interessen und Wünschen hinsichtlich der Kirche zurückgreifen zu können. „Wir wollen alle auf unserem Weg mitnehmen“, sagt Svenja. Eine enge Zusammenarbeit mit allen 15 Kirchengemeinden sei dabei selbstverständlich. „Das Tolle ist, dass uns beim Thema Partizipation kaum Grenzen gesetzt sind“, sieht sie viel Raum für Kreativität. Welche Ideen das Team letztlich umsetzt, darüber können sich Interessierte seit Kurzem auch auf www.jugendstyle-ekir.de informieren, der gemeinsamen Homepage der vier Modellprojekte.